Michaels 5-Sterne-Beitrag:
Wen einer eine Reise tut, dann kann er was berichten. Und sei es "nur" eine Aktualisierung. Denn zum ersten Mal habe ich kürzlich nicht im Aletto logiert, sondern zum dritten Mal. Wenn ich in einer Stadt, in der man sich nicht über ein Unterangebot an Hotels beklagen kann, gezielt und zum wiederholten Mal ein bestimmtes Hotel buche, dann belegt dies ja schon, dass ich mit diesem Haus zufrieden bin. Und auch nach drei Aufenthalten hier gilt: Das Aletto in der Hardenbergstraße kann ich wirklich empfehlen.
Eigentlich traumhaft ist die Lage für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel. Denn das Aletto liegt direkt am Bahnhof Zoo. Hier hat man dann mit U 2 und U 9 zwei U-Bahn-Linien, die S-Bahn-Linien S 5, S 7, und S 75, verschiedene Regionalzüge und diverse Buslinien. Man kommt hier gut hin- und auch wieder gut weg.
Das Gebäude selbst, von der Straße deutlich zurückversetzt, hat schon seinen besonderen Charme. Mir fiel beim ersten Mal gleich beim Betreten auf, dass dies wohl kaum von Anfang an ein Beherbungsbetrieb war. Stimmt, denn ursprünglich diente das Gebäude mal dem Verwaltungsgericht als Heimstatt. Errichtet in den 1950er Jahren, aber durchaus in Schuss gebracht. Also eher Schick denn Charme der 1950er Jahre. Leider ist das Gebäude wenige Jahre zu jung für einen Paternoster. Doch neben dem klassischen Behördenaufzug gibt es auch einen nachträglich angebauten gläsernen Außenaufzug- ich fand es direkt schade, dass mein Zimmer dieses mal im 2. Stock war und ich kaum etwas von der Aufzugfahrt hatte.
Die Rezeption ist 24 Stunden besetzt und das Personal eher jung und dynamisch. Aber nicht zu jung und dynamisch. Auch als Ü40-Spießer fühle ich mich hier jedes Mal gut aufgehoben. Und, was ich diesmal leider kennenlernen durfte, das Beschwerdemanagement funktioniert gut. Ich musste eines Abends eine Beschwerde über erhebliches Fehlverhalten des Housekeepings anbringen. Diese wurde angemessen aufgenommen, ohne gleich alles zu relativieren. Am nächsten Morgen "konnte" ich diese Beschwerde erweitern- bei einer anderen Mitarbeiterin, die aber im Bilde war, was in meinem Zimmer passiert war. Dass die Hausdame gleich als sie kam mit meiner Beschwerde konfrontiert wurde, war zu spüren. Ich habe, wenn ich - gerade in Berlin- Beschwerden wegen des Housekeeepings anbringen "durfte", schon weitaus schlechteres erlebt.
Zum Zimmer selbst: Klar, es sind keine Paläste. Aber die kann und darf ich in einem Drei-Sterne-Haus auch nicht erwarten. Aber der Raum selbst passt, das Bad ist in noch angemessener Größe (leider ohne Entlüftung). Zwei gefühlt unendlich tiefe Schubladen und ein Bereich zum Aufhängen laden dazu ein, seine Klamotten aufzubewahren. Es gibt gigantisch gute Ablagefächer, bei denen man seine Einkäufe durchaus schon mal vorsortieren kann (also z.B. Postkartenstapel, Bücherstapel usw.). Der Hocker am Schreibtisch passt, das Bett fand ich erneut bequem. Highlight im Zimmer: Wirklich ausreichend freie Steckdosen. Dieses Mal waren es fünf (!) sofort sichtbare freie Steckdosen im Zimmer.
Das WLAN funktioniert sehr gut- nicht nur im Zimmer, sondern auch beim Frühstück im Keller.
Denn Frühstück findet (vor allem) im Keller statt (im Erdgeschoss hatte ich aber auch schon mal gefrühstückt). Ganz eindeutig in der früheren Kantine des Verwaltungsgerichts. Hier könnte man Filme über die 50er Jahre drehen- ein Highlight ist für mich das Geschirrdrehgestell, das direkt in die Küche führt. Die "normalen" Tische sind mir eher zu niedrig, aber es gibt auch höhere Tische mit Hochstühlen.
Das Frühstücksbuffet (mittlerweile werden hierfür 7,50 Euro aufgerufen) ist natürlich nicht das Üppigste dieser Republik. Aber es ist erfreulich vielfältig- was man nicht sofort sieht. Der berühmt-berüchtigte Lachs, der doch zunehmend beim Frühstücksbuffet verschwindet, ist hier noch präsent. Es gibt einen einfach göttlichen Fleischsalat. Mittlerweile auch Camembert- vor drei Jahren hatte ich bei meinem ersten Aufenthalt hier Weichkäse ja noch komplett vermisst. Freunde von Kaffeespezialitäten werden hier eher etwas enttäuscht sein- aber mir persönlich reicht "normaler" Kaffee, den es hier gibt.
Ich selbst liege vermutlich über dem Altersschnitt der Gäste dieses Hotels, das auch von Schulklassen aufgesucht wird. Davon merkt man allerdings in erster Linie beim Frühstück etwas- ungewohnt, wenn ich direkt zum Frühstücksstart um 6.30 Uhr (am Wochenende 7.00 Uhr) nicht so ziemlich der einzige bin.
Würde mir nicht ein Hotel in Reinickendorf mittlerweile wirklich ans Herzen gewachsen sein, dann wäre das Aletto meine klare Nummer 1 in Berlin. Aber die 1b ist es eindeutig. Und ich glaube schon, dass ich hier mal wieder logieren werde
Gesamturteil? Ja, ich gebe es zu, die Vielfältigkeit des Frühstücks, die Fülle an freien Steckdosen, das sehr gute WLAN und das gute Beschwerdemanagement (mir wurde übrigens auch eine kleine Aufmerksamkeit als Entschädigung angeboten) lassen mich trotz fehlender Entlüftung im Bad aufgerundet zur Bestbewertung greifen.