Kulturzentrum Wörthhof

"Hier findet jede Kultur einen Platz aber keine Kultur für sich!" Dies war der Slogan unter dem Oguz Lüle vor gut zwei Jahren sein unabhängiges Kulturzentrum "Wörthhof" in den Räumen einer ehemaligen Kopierfabrik eröffnete.

Ich wurde damals auf den Wörthhof aufmerksam als ich öfter an der Einfahrt, die neben der kurdischen Gaststätte Diyar liegt, vorbeiging und einmal bayerischen Funk aus dem Hof erschallen hörte und ein anderes Mal französische Straßenmusiker dort probten. Ich ging einfach einmal hindurch durch die Einfahrt, um zu gucken was sich da hinten in dem Hof eigentlich verbirgt, was das für ein neues, geheimnisvolles Zentrum ist.
Die Tür steht offen, darin ein hagerer, freundlicher, rauchender Mann, der mich sofort begrüßt und mir einen Tee anbietet. Es ist Oguz (ausgesprochen wie der Zauberer Oz). Viele junge Leute gehen ein und aus. Bunt ises und irgendwie heimelig.

Erst kann ich es nicht so richtig einordnen, ist das hier so etwas wie eine Volkshochschule? Ein Musiker spielt in einem Raum Trompete, während in einem anderen Raum mit Schwingboden Frauen zu indischen Klängen in bunten Röcken tanzen. An der Wand hängen neben Wochenplänen für das Tanzangebot (angefangen von Flamenco über Capoeira bis hin zur Kindertheatertruppe) auch Zeitungsartikel, die von einem politischen Kampf Oguzs um die Rechte von türkischen Arbeitern - die in München auf Gewofag Baustellen um ihren Lohn gebracht wurden - erzählen.

Ich darf mich umschauen im Zentrum. Zwei fette Tanzräume im Erdgeschoss, einen Seminarraum und einen riesigen Partykeller gilt es zu inspizieren.
Oguz zeigt Interesse an mir als Haidhauser Bürgerin und berichtet mir von seinen Vorstellungen, davon, was er mit seinem Zentrum erreichen möchte. Wir setzten uns auf die gemütlichen Sofas im Eingangsbereich. Oguz Ziel ist es Rassismus in unserer Gesellschaft zu überwinden, und dazu beizutragen, dass so etwas wie eine integrative Kultur entsteht, eine Überwindung von trennenden Kategorisierungen wie National- oder Religionszugehörigkeit in Gang kommt. Mit seinem Kulturzentrum möchte der gebürtige Allevit die Voraussetzung hierfür schaffen, indem er einen Raum zu Verfügung stellt, in dem sich Menschen ohne Unterschiede begegnen können.

Der Wörthhof ist ein total ungewöhnlicher, auch irgendwie "undeutscher Ort". Es lohnt sich, vorbeizuschauen, und sich selbst ein Bild zu machen. Man kann sich auch in den newsletter eintragen lassen, um über Konzerte, Seminare und Filmabende, oder wilde Feste informiert zu werden.

Ach ja und die Räume kann man auch mieten.
Für Kulturbanausen sei noch erwähnt, dass man gegen relativ geringe Gebühr in dem Hof parken kann, stunden- oder tageweise, falls man mal wieder verzweifelt stundenlang auf Parkplatzsuche in Haidhausen ist.

Ich kann mir den Wörthhof aus meiner Nachbarschaft überhaupt nicht mehr wegdenken. Oft schau ich auch einfach auf einen Tee vorbei und hol mir den neuesten (Kultur-)tratsch des Viertels ab.